Techno Classica 2018 Historischer Motorsport mit Skoda 120 S Rallye von 1971 und seltener 1992er-Tourenwagenversion des Skoda Favorit vertreten
Mit aufregenden Einblicken in seine kaum bekannte Offoader-Historie zeigt Skoda auf der 30. Techno Classica: So mancher automobile Megatrend von heute weist historische Parallelen auf. Die tschechische Traditionsmarke präsentiert auf der Klassik-Weltmesse vom 21. bis 25. März bis zu 70 Jahre alte Offroad-Prototypen und Raritäten, die als Urahnen heutiger SUV gelten können und zum großen Teil noch nie außerhalb ihres Heimatlandes zu sehen waren.
Außerdem erleben die Besucher am Skoda Stand 210 in Halle 7.0 historische Renn- und Rallye-Fahrzeuge der Marke, Meilensteine wie den vor rund 60 Jahren erschienenen Skoda 450 ROADSTER sowie zwei Vorkriegs-Oberklassemodelle und ein stimmungsvolles Restaurierungsdiorama.
Erst seit den 1990er-Jahren etablierte sich der Begriff Sports Utility Vehicle (SUV) in der Automobilwelt – doch die Tradition vielseitiger, geräumiger Fahrzeuge mit Geländequalitäten geht bei Skoda weit mehr als 70 Jahre zurück. Gleich drei Urahnen der heutigen SUV-Modelle KODIAQ und KAROQ illustrieren Erfindergeist und Ingenieurskunst der tschechischen Marke.
Offroad-Prototypen und -Raritäten der 1940er- und 1950er-Jahre gelten als Urahnen der heutigen SUV-Modelle KAROQ und KODIAQ
Bekanntester Vertreter der Skoda SUV-Tradition ist der TREKKA. Als erstes in Neuseeland gefertigtes Automobil überhaupt entstand er auf Basis des OCTAVIA COMBI-Fahrgestells. Zwischen 1966 und 1972 wurden fast 3.000 Exemplare gebaut, die wegen ihrer Flexibilität, Genügsamkeit und Robustheit großen Anklang fanden. Den TREKKA gab es als Pick-up mit Leinendach, als Kombi mit verschiedenen Dachoptionen oder auch als achtsitzigen Station Wagon mit längs eingebauten Bänken und dritter Tür im Heck. Geringe Karosserieüberhänge ermöglichten große Böschungswinkel und verliehen dem TREKKA trotz Heckantrieb eine gute Geländegängigkeit.
Schon in den späten 1930er-Jahren entwickelte Skoda Fahrzeuge mit mehr als einer Antriebsachse. Direkt beim Neustart nach dem Krieg nahmen die Ingenieure am Stammsitz Mladá Boleslav die Entwicklung von geländetauglichen Fahrzeugen wieder auf: 1947 entstand auf Basis des erfolgreichen Skoda 1101 TUDOR ein heckgetriebenes Militärfahrzeug mit Kübelwagenkarosserie und herunterklappbarer Frontscheibe. Die Versionen Skoda 1101 P ,Bojovy‘ (pohotovostní, Bereitschaft) des Typ 965 diente Armee und Sicherheitsdiensten als offener Bereitschaftswagen. Der 1101 VO (vojenský otevrený, Militärausführung offen) wurde von den Streitkräften mehrerer Länder eingesetzt.
1952 debütierte der Typ 973 ,Babeta‘. Der kompakte, gerade mal 3,5 Meter lange Geländewagen zeichnete sich durch zuschaltbaren Vorderradantrieb aus und war extrem geländegängig. Er meisterte 58-prozentige Steigungen, überwand 25 Zentimeter hohe Hindernisse und ließ sich auch von 60 Zentimeter tiefen Wasserdurchfahrten nicht stoppen – scherzhafterweise kursierte sogar das Gerücht, er könne Wände hochfahren. Der tschechische 973 gewann zwar einen Vergleichstest des Warschauer Pakts, dennoch blieb es bei einer Nullserie von 30 Fahrzeugen. Aus politischen Gründen hatte der russische GAZ-69 den Vorzug erhalten.
Offenen Offroad-Spaß versprechen zwei faszinierende Studien, die Skoda auf der Techno Classica präsentiert: Der Skoda BUGGY Typ 736 griff den Trend zu leichten Fun-Fahrzeugen auf, der von Kalifornien aus auch Osteuropa erreichte. Auf der Bodengruppe des 53 PS starken Skoda 100 / 110 L mit 1,1-Liter-Vierzylinder entstanden zwischen 1972 und 1975 fünf Entwürfe für ,türlose Cabriolets‘ – einer in der Entwicklungsabteilung selbst, vier weitere im Berufschulzentrum der tschechischen Traditionsmarke. Und: Als ersten Versuchsballon für den Einstieg ins kommende SUV-Segment präsentierte Skoda auf dem Genfer Automobilsalon im März 2005 die Studie YETI, auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA im September folgte das offene YETI CABRIO. Das sonnenorange Concept Car zeichnete sich durch ein abnehmbares Hardtop über den vorderen Sitzen sowie ein Rolldach für die Passagiere in der zweiten Reihe aus.
Neben der SUV-Historie feiert Skoda auf der Klassikermesse das 60-jährige Jubiläum des Produktionsstarts des Skoda 450 ROADSTER. Im Juni 1958 lief im Werk Kvasiny die Serienproduktion des offenen 450 an, der 1959 mit einigen technischen Änderungen zum FELICIA CABRIOLET wurde. Der sportliche 2+2-Roadster basierte auf der Skoda 440-Limousine. Von ihr übernahm der Hingucker auch den wassergekühlten Vierzylinder-Viertakter mit 1.089 ccm Hubraum, der dank doppelter Vergaser jedoch 50 statt 40 PS leistete. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 128 km/h galt die FELICIA zu ihrer Zeit als ziemlich flott motorisiert.
Historischer Motorsport mit ŠKODA 120 S Rallye von 1971
Traditionell kommen bei Skoda auch die Freunde des historischen Motorsports auf ihre Kosten. In Essen unterstreicht die Marke ihre sportlichen Gene zum einen mit dem Skoda 120 S Rallye von 1971. Den anfangs 1.174 ccm großen Vierzylinder vergrößerte Skoda später auf 1.285 ccm, um die Hubraumklasse von 1,3 Litern möglichst gut auszunutzen. Damit bereitete der bis zu 135 PS starke 120 S Rallye den Boden für das Sportcoupé 130 RS. Die Rundstreckenfraktion wiederum bekommt mit der 1992er-Tourenwagenversion des Skoda FAVORIT 136 L/H einen seltenen Leckerbissen zu sehen. Der martialisch verkleidete und tiefergelegte Kompakte startete mit seinem 135 PS starken 1,5-Liter-Triebwerk im damaligen Veedol-Langstreckenpokal auf dem Nürburgring.
Die stolze Luxushistorie von Skoda illustrieren die beiden ältesten Exponate. Der Skoda 645 trat auf dem Prager Automobilsalon 1929 erstmals vor die Weltöffentlichkeit. Die Typbezeichnung leitete sich vom Motor ab: Unter der Haube arbeitete ein Sechszylinder mit 2,5 Liter Hubraum, der 45 PS bei 3.000 Umdrehungen leistete und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 90 km/h ermöglichte. Das auf der Techno Classica ausgestellte Fahrzeug von Skoda Spezialist Peter Sudeck stammt aus dem Jahr 1931. Als neues Flaggschiff erschien 1934 der Skoda 640 SUPERB. Er besaß das damals hochmoderne Chassis mit Zentralrohrrahmen – in dem die Kardanwelle verlief – und Einzelradaufhängungen sowie Getriebe und Differenzial an der Hinterachse. Auf die gleiche Bauart setzte die kleine Baureihe 420. Attraktive Einstiegsvariante war 1937 der Skoda POPULAR ROADSTER. Angetrieben wurde der offene Zweisitzer durch den seinerzeit höchst fortschrittlichen Viertakt-Vierzylinder-Reihenmotor mit obenliegenden Ventilen, 995 ccm Hubraum und einer Leistung von 27 PS. Durch das geringe Gewicht von 650 Kilogramm kam der Roadster auf Geschwindigkeiten oberhalb von 100 km/h.
Die Momentaufnahme der Totalrestaurierung einer ebenfalls von 1937 stammenden Skoda POPULAR-Limousine zeigt die Skoda IG auf der Techno Classica in einem stimmungsvollen Diorama.